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Warum Justizministerin Havliza eine Christmette im Osnabrücker Gefängnis feierte

HEILIGABEND HINTER GITTERN


Christmette   Bildrechte: michael hanuschiki
Bemüht um Gefangene: Pastorin Ina von Häfen, Pfarrer Frank Kribber, Anstaltsleiter Meik Portmann, Justizministerin Barbara Havliza und der stellvertretende Leiter Frank Hinghaus am Heiligabend in der JVA Osnabrück. Foto: Hermann Pentermann

Neue Osnabrücker Zeitung – 26. Dezember 2019 - Ulrich Schellhaas

Osnabrück. Eigentlich dient dieser Raum der körperlichen Ertüchtigung. Doch an diesem Heiligabend feiert Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza im Fitnessraum der Osnabrücker Untersuchungshaftanstalt eine Christmette mit den Inhaftierten – mit Krippe und Weihnachtsbaum neben Tischkicker und Sportgeräten.

Allein in Niedersachsen sitzen mehr als 5000 Menschen in 16 Justizvollzugsanstalten ein. Deshalb mühen sich zahlreiche Menschen wie Seelsorger und Wärter, ihnen den sowieso schon tristen Alltag im Gefängnis etwas angenehmer zu gestalten – insbesondere zu Weihnachten. Auch Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza trägt ihren Beitrag dazu bei und besucht in der Weihnachtszeit Gefängnisse. In diesem Jahr nahm sie Heiligabend um 9.30 Uhr an der Christmette im Osnabrücker Untersuchungsgefängnis teil. „Weil wir mit den Plänen für das Justizzentrum aktuell noch gar nicht wissen, ob die Einrichtung weiterbesteht, war das vielleicht die letzte Möglichkeit, über die Feiertage hierher zu kommen“, sagte die Ministerin auf Nachfrage.

Vieles ist im beengten Osnabrücker Gefängnis generell und zur Weihnachtsfeier erst recht anders: Eine Kapelle gibt es hier nicht, und der mit Krippe und Weihnachtsbaum festlich hergerichtete Multifunktionsraum verriet mit den Fitnessgeräten an den Wänden und dem Tischkicker in der Ecke seine anderen Bestimmungen. Er liegt irgendwo im Dachgeschoss des Gebäudes, hinter dem Wäscheraum, und ist nicht einfach zu erreichen. Eine Orgel gibt es nicht, die Musik kommt, wenn überhaupt, vom Band.

Hoffnung in trostloser Umgebung

Aber neben der Ministerin, dem Leiter der Justizvollzugsanstalt Lingen, Meik Portmann, und seinem Stellvertreter Matthias Hinghaus – Osnabrück ist eine Abteilung von Lingen – summte oder gar sang sowieso kaum ein Besucher des Gottesdienstes die Verse der bekannten Weihnachtslieder mit. Alle schienen eher dem Sopran von Pastorin Ina von Häfen zu lauschen, die die Feier gemeinsam mit dem katholischen Gefängnisseelsorger Frank Kribber leitete. Beide bemühten sich, Hoffnung in der eher trostlosen Gefängniswelt zu verbreiten. Ina von Häfen etwa verwies in ihrer Predigt darauf, dass Gott oftmals die erwählen würde, von denen es keiner erwartete, etwa Hirten, Zöllner oder gar Mörder.

Nach dem Gottesdienst gab es noch Kaffee und für die Häftlinge die Möglichkeit, neben Gelegenheiten zum persönlichen Gespräch auch die übrigen Nutzungsmöglichkeiten des Multifunktionsraumes zu verwenden. Für Pfarrer Frank Kribber hörte der Arbeitstag damit noch lange nicht auf, er feierte noch vier weitere Gottesdienste in den übrigen Abteilungen der JVA Lingen. Barbara Havliza suchte das persönliche Gespräch und am Ende blieb die Hoffnung, dazu beigetragen zu haben, den Inhaftierten an den Festtagen ein wenig Abwechslung geboten zu haben.

Artikel-Informationen

erstellt am:
09.01.2020

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